Unified Messaging-Architektur

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2007-07-21

Wenn Sie die Serverfunktion UnifiedMessaging auf einem Computer installieren, der Microsoft Exchange Server 2007 ausführt, werden verschiedene UM-spezifische Komponenten und Dienste installiert. Die von Setup installierten Unified Messaging-Dienste und -Komponenten ermöglichen es einem Unified Messaging-Server, eingehende Sprach- und Faxanrufe zu beantworten und zu verarbeiten und ermöglichen es Benutzern, mit dem Unified Messaging-System mithilfe von Outlook Voice Access oder durch Abhören einer UM-Telefonzentrale zu interagieren, wenn sie beim UM-System anrufen. Dieses Thema behandelt die Interaktion zwischen diesen UM-Komponenten und -Diensten sowie die Art der Bereitstellung der in Unified Messaging verfügbaren Funktionen durch die Dienste und Komponenten.

Unified Messaging-Dienste - Übersicht

Die Features und Komponenten von Unified Messaging beruhen auf der Funktionalität von zwei Exchange 2007-Diensten: Dem Microsoft Exchange-Unified Messaging-Dienst (UMservice.exe) und dem Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst (SpeechService.exe). Der Dienststeuerungs-Manager steuert und überwacht sowohl diese Dienste als auch ihre zugehörigen Prozesse.

Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst ermöglicht das Speichern von Sprach- und Faxnachrichten in einem Exchange 2007-Postfach, und Benutzer erhalten telefonischen Zugriff auf E-Mail, Voicemail, den Kalender und Kontakte. Wenn Sie diesen Dienst anhalten, stehen die Unified Messaging-Features den Benutzern in Ihrer Organisation nicht mehr zur Verfügung. Damit der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst funktioniert, muss der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst bereits gestartet sein und ordnungsgemäß arbeiten.

Der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst steuert Folgendes:

  • DTMF-Schnittstelle (Dual Tone Multi-Frequency), auch als Tonwahl bekannt

  • Automatische Spracherkennung (Automatic Speech Recognition, ASR), die mit der Sprachbenutzeroberfläche in Outlook Voice Access verwendet wird

  • TTS-Modul (Text-to-Speech), das E-Mails, Voicemail und Kalendereinträge liest und für Anrufer die Menüansagen wiedergibt

Wenn der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst und der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst gestartet werden, erstellen diese jeweils ihre eigenen Arbeitsprozesse: UM-Arbeitsprozess (UMWorkerProcess.exe) und Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess (SESWorker.exe). Jeder UM-Arbeitsprozess ermöglicht es dem Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst und dem Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst zu interagieren, um Outlook Voice Access und Anrufbeantwortung bereitzustellen. Der Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess stellt die TTS-Modulfeatures bereit, ermöglicht Anrufern die Verwendung von Outlook Voice Access-Schnittstellen und gibt die Systemeingabeaufforderungen für Anrufer wieder. Weitere Informationen über Outlook Voice Access finden Sie unter Informationen zum Unified Messaging-Teilnehmerzugriff. Weitere Informationen zu Unified Messaging-Systemeingabeaufforderungen finden Sie unter Grundlegendes zu Unified Messaging-Telefonansagen.

In der folgenden Abbildung sind die Beziehungen zwischen Unified Messaging-Komponenten dargestellt.

Unified Messaging-Architektur

Unified Messaging-Architektur

Serviceports

Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst und der UM-Arbeitsprozess verwenden mehrere TCP- (Transmission Control Protocol) und UDP-Serviceports (User Datagram Protocol), um mit IP-Gateways und dem Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess zu kommunizieren, der vom Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst beim Start erstellt wird. Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst und der UM-Arbeitsprozess verwenden SIP (Session Initiation Protocol) über TCP. Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst überwacht standardmäßig den TCP-Port 5060 im ungesicherten Modus sowie TCP-Port 5061, wenn MTLS (Mutual Transport Layer Security) verwendet wird. Jeder erstellte UM-Arbeitsprozess überwacht TCP-Port 5065 und 5066. Wenn jedoch ein IP-Gateway oder eine IP RTP-Datenverkehr (Realtime Transport Protocol) an den Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess sendet, verwendet der IP-Gateway oder IP-PBX-Anlage einen gültigen UDP-Port, der von 1024 bis 65535 reicht.

Auf einem Unified Messaging-Server wird auch ein TCP-Steuerungsport verwendet. Wenn ein UM-Arbeitsprozess erstellt wird, übergibt der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst die entsprechenden Konfigurationsoptionen an den UM-Arbeitsprozess. Die gesendeten Konfigurationsoptionen umfassen die Parameter für die TCP-Steuerungsportnummer, die für die Kommunikation zwischen dem Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst und dem UM-Arbeitsprozess verwendet werden. Der gewählte TCP-Steuerungsport liegt zwischen den TCP-Ports 16.000 bis 17.000.

Neues in Service Pack 1 (SP1)

  • Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst überwacht gleichzeitig die TCP-Ports 5060 und 5061.

  • Jeder erstellte UM-Arbeitsprozess überwacht die Ports 5065 und 5067 (ungesichert) und 5066 und 5068 (gesichert).

Unified Messaging-Dienste

Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst ist einer der beiden Dienste, die Unified Messaging-Dienste für Ihr Netzwerk bereitstellen. Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst führt die folgenden Funktionen aus:

  • Ruft die Wählplankonfiguration vom Active Directory-Verzeichnisdienst ab

  • Lädt die Konfigurationsinformationen zum Überwachen von Unified Messaging-Arbeitsprozessen aus der Datei UmRecycleConfig.xml

  • Initialisiert den UM-Arbeitsprozess-Manager und den Start eines UM-Arbeitsprozesses

  • Registriert SIP-Endpunkte

Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst akzeptiert zuerst alle eingehenden Verbindungen und leitet diese Anforderungen an einen UM-Arbeitsprozess weiter, der die eingehende Anforderung verarbeitet. Zusätzlich überwacht der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst alle erstellten UM-Arbeitsprozesse und stellt sicher, dass der UM-Arbeitsprozess ordnungsgemäß funktioniert. Wenn ein UM-Arbeitsprozess nicht mehr reagiert, beendet der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst den UM-Arbeitsprozess und erstellt dann einen neuen UM-Arbeitsprozess, um ihn zu ersetzen.

Hinweis

Standardmäßig werden die UM-Arbeitsprozesse alle sieben Tage oder alle 604.800 Sekunden wiederverwendet. Diese Einstellung befindet sich in der Datei \binecyclerconfig.xml.

Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst arbeitet mit dem Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst, um alle Telefoniefeatures zu implementieren, die von Exchange 2007 Unified Messaging angeboten werden. Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst übernimmt die Anrufsteuerung und interagiert mit dem Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst, um eingehende Medienstreams zu verarbeiten, die in den SIP-Signalinformationen zwischen dem Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst und einem SIP-aktivierten Telefoniegerät vereinbart werden, z. B. ein IP-Gateway oder eine IP-PBX-Anlage. Die folgenden Ereignisse treten auf, wenn ein eingehender Anruf vom Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst initiiert wird:

  1. Es wird eine Anrufsitzung vom Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst eingeleitet.

  2. Der Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst leitet den Anruf an einen UM-Arbeitsprozess weiter.

  3. Der UM-Arbeitsprozess fordert, dass eine Mediensitzung mit dem Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst eingerichtet wird. Anschließend leitet der UM-Arbeitsprozess die Medieninformationen zurück an den Anrufer.

  4. Der vom Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst erstellte Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess stellt einen UDP-Port für den RTP-Stream bereit.

  5. Der UM-Arbeitsprozess verwendet die SIP-Signalinformationen, um den Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess anzuweisen die Anrufsitzung zu beenden, wenn der RTP-Medienstream nicht länger erforderlich ist.

Unified Messaging-Arbeitsprozess

Ein Unified Messaging-Arbeitsprozess ist ein Arbeitsprozess, der beim Start des Microsoft Exchange Unified Messaging-Diensts erstellt wird. UM-Arbeitsprozesse interagieren mit allen eingehenden und ausgehenden Anforderungen, die vom Microsoft Exchange Unified Messaging-Dienst empfangen wurden.

Der Unified Messaging-Arbeitsprozess-Manager ist ebenfalls eine Komponente des Microsoft Exchange Unified Messaging-Diensts. Der UM-Arbeitsprozess-Manager übernimmt die Erstellung und Überwachung aller erstellten UM-Arbeitsprozesse. Der UM-Arbeitsprozess-Manager erstellt neue Instanzen eines UM-Arbeitsprozesses, der auf den Konfigurationseinstellungen basiert, die sich in der Datei UmRecyclerConfig.xml befinden und überwacht auch den Status dieser Prozesse. Wenn ein neuer eingehender Anruf eintrifft, bestimmt der UM-Arbeitsprozess-Manager die entsprechende Instanz eines UM-Arbeitsprozesses, an den der Anruf weitergeleitet wird. Der UM-Arbeitsprozess interagiert dann mit den Komponenten des Microsoft Exchange-Sprachmoduldiensts, um eingehende und ausgehende Anforderungen ordnungsgemäß zu verarbeiten. Der UM-Arbeitsprozess ist für folgende Startaufgaben zuständig:

  • Zuweisung der Laufzeitverwaltungsobjekte

  • Laden der UM-Konfiguration aus UMConfig.xml

  • Initialisieren des Überwachungsprogramm für Faxaufträge

  • Registrierung des Prozesses mit dem Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst

  • Initialisieren der SMTP-Nachrichtenübermittlung (Simple Mail Transfer Protocol)

Weitere Informationen zur VoIP-Sicherheit (Voice over IP) in Unified Messaging finden Sie unter Grundlegendes zu Unified Messaging VoIP-Sicherheit.

Der Unified Messaging-Arbeitsprozess enthält auch einen Faxanbieter, der es Benutzern ermöglicht, Faxnachrichten in ihrem Exchange 2007-Postfach zu empfangen. Der in einem UM-Arbeitsprozess enthaltene Faxanbieter verwendet das Protokoll T.38 über UDPTL (UDP Transport Layer). Dieser UM-Arbeitsprozess überträgt die Faxnachricht und erstellt und verarbeitet dann die komprimierte TIFF-Datei (Tagged Image File Format) der empfangenen Faxnachricht. Weitere Informationen über Faxnachrichten in Unified Messaging finden Sie unter Informationen zur Anrufverarbeitung eingehender Faxnachrichten.

Microsoft Exchange-Sprachdienste

Der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst ist ein eingebettetes Sprachmodul, das beim Installieren der Serverfunktion UnifiedMessaging installiert wird. Dieser Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst ist eine IVR-Plattform (Interactive Voice Response), die Funktionen zur Spracherkennung bereitstellt, die zum Erkennen von Benutzereingaben verwendet werden und die TTS-Funktionen (Text-to-Speech) bereitstellen.

Die Anwendungen auf einer IVR-Plattform kommunizieren mit den Endbenutzern über ein Telefonie- oder VoIP-Netzwerk. Der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst unterstützt SIP und RTP für Telefonieverbindungen und TLS. Für Unified Messaging verarbeitet der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst beim Empfangen eines eingehenden Anrufs den RTP-Stream, der dem Anruf zugeordnet ist. Dann übergibt er die Informationen und Ereignisse an den UM-Arbeitsprozess, der die SIP-Verbindung verwaltet. Der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst unterstützt die folgenden Features in Unified Messaging:

  • ASR-Eingabeerkennung (Automatic Speech Recognition, Automatische Spracherkennung)

  • DTMF oder Tonwahl, Eingabeerkennung

  • TTS-Umwandlungsvorgang

  • Aufzeichnen von E-Mail- und Voicemailnachrichten

  • Wiedergeben von E-Mail- und Voicemailnachrichten für den Benutzer

Weitere Informationen zur automatischen Spracherkennung finden Sie unter Informationen über Verzeichnissuchen bei der automatischen Spracherkennung. Weitere Informationen über das TTS-Modul finden Sie unter Grundlegendes zu Unified Messaging-Telefonansagen.

Wenn der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst gestartet wird, erstellt er den Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess. Während des Anrufflusses ist der Sprachmodul-Arbeitsprozess für die Erkennung von Tonwahl- oder Spracheingaben des Benutzers zuständig. Wenn ein Anrufer z. B. ASR- oder Spracheingaben für die Navigation im Hauptmenü verwendet, werden die folgenden Schritte ausgeführt:

  1. Ein Outlook Voice Access-Benutzer ruft eine Teilnehmerzugriffsnummer an und meldet sich bei seinem Postfach an oder ein externer Anrufer wählt sich über eine Nummer ein, die für die Verwendung einer UM-Telefonzentrale konfiguriert ist und diese verwenden ASR- oder Spracheingaben für die Navigation im Hauptmenü.

  2. Wenn ein Anruf von einem Unified Messaging-Server empfangen wird, ermittelt der Unified Messaging-Server, ob das Menü sprachaktiviert ist. Wenn das Menü sprachaktiviert ist, verwendet der Unified Messaging-Server bestimmte Ansagen und Sprachregeln.

  3. Der UM-Arbeitsprozess informiert den Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess, dass dieser auf Grundlage der erforderlichen Grammatikdatei mit der Erkennung beginnen soll. Für dieses Beispiel ist das Hauptmenü erforderlich. Daher lädt der Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess die Datei mainmenu.grxml. Der Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst gibt die Hauptmenüansagen für den Outlook Voice Access-Benutzer über das Telefon wieder.

  4. Der Benutzer reagiert z. B., indem er "E-Mail" sagt. Der erstellte Sprachdatenverkehr wird über einen RTP-Stream gesendet und vom Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess empfangen. Der Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess, der bereits die Datei mainmenu.grxml geladen hat, vergleicht die Ergebnisse der Spracherkennung mit dem Inhalt der Datei. Das Ergebnis wird an den UM-Arbeitsprozess gesendet.

  5. Der UM-Arbeitsprozess bestimmt auf Grundlage der Ergebnisse des Sprachmoduldienst-Arbeitsprozesses, welcher Übergang erfolgen soll. Für dieses Beispiel ist der nächste Übergangsstatus die Wiedergabe des Menüs für E-Mail-Optionen für den Benutzer.

  6. Es wird der richtige Aktivitäts-Manager zur Wiedergabe des E-Mail-Menüs in den Speicher geladen. Dann wird die entsprechende Grammatikdatei für das E-Mail-Menü (email.grxml) vom Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess geladen.

  7. Der UM-Arbeitsprozess sendet eine Anforderung an den Microsoft Exchange-Sprachmoduldienst, um die entsprechenden Ansagen für das E-Mail-Menü wiederzugeben.

Weitere Informationen zu den in Unified Messaging verwendeten Grammatikdateien finden Sie unter Informationen über Verzeichnissuchen bei der automatischen Spracherkennung.

Eine ähnliche Reihe von Ereignissen tritt auf, wenn ein Anrufer DTMF- oder Tonwahleingaben zum Navigieren in den Menüs verwendet. Die Verarbeitung von DTMF-Eingaben ähnelt der Verarbeitung von Spracheingaben, ausgenommen der Tatsache, dass der Sprachmoduldienst-Arbeitsprozess den UM-Arbeitsprozess benachrichtigt, wenn DTMF-Ereignisse im RTP-Stream erkannt werden. Die von diesem Ereignis übergebenen Daten entsprechen der vom Anrufer gedrückten Nummer. Weitere Informationen zur DTMF-Schnittstelle finden Sie unter Grundlagen der DTMF-Schnittstelle.

Weitere Informationen

Eine Übersicht über Unified Messaging finden Sie unter Unified Messaging.

Weitere Informationen zu Telefoniekonzepten und -komponenten finden Sie unter Telefoniekonzepte und -komponenten - Übersicht.