Informationen zu PBX- und IP-PBX-Konfigurationen

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2008-03-20

Immer mehr Organisationen erwerben, installieren und verwalten die Hardwarekomponenten, die zur Unterstützung eigener Telefoniesysteme erforderlich sind, z. B. PBX-Anlagen (Private Branch eXchange) oder IP-PBX-Anlagen. Vielfach verfolgen Organisationen mit dem Erwerb einer eigenen Telefonieausrüstung und der entsprechenden Schulung ihrer Mitarbeiter das Ziel, die mit der Verwaltung des Telefoniesystems verbundenen Kosten zu senken und mehr Einfluss auf die bereitgestellten Telefoniefeatures zu nehmen.

Damit eine Organisation ein eigenes Telefonienetzwerk unterhalten kann, muss sie die dafür erforderlichen Hardwarekomponenten erwerben. Zusätzlich müssen die routinemäßige Verwaltung der Telefonieausrüstung und die Schulung der dafür zuständigen Mitarbeiter bedacht werden. In diesem Thema werden die verschiedenen Typen von Unternehmens- oder Organisationssystemen für die Telefonie und die jeweils erforderlichen Hardwarekomponenten erläutert. Außerdem werden Beispiele für die verschiedenen Typen von Telefoniekonfigurationen angeführt.

Wichtig

Es wird allen Kunden, die eine Bereitstellung von Microsoft Exchange Server 2007 Unified Messaging (UM) planen, empfohlen, einen Unified Messaging-Spezialisten zu Rate zu ziehen. Auf diese Weise wird eine reibungslose Umstellung aus einem Legacy-Voicemailsystem sichergestellt. Für die Implementierung einer neuen UM-Bereitstellung oder das Durchführen einer Aktualisierung eines vorhandenen Voicemailsystems sind umfassende Kenntnisse von PBX- und IP-PBX-Anlagen sowie Exchange 2007 Unified Messaging erforderlich. Weitere Informationen zu Ansprechpartnern finden Sie auf der Website Microsoft Exchange Server 2007 Unified Messaging (UM) Specialists (englischsprachig).

Übersicht über Telefoniesysteme

In leitungsvermittelten Netzwerken, wie z. B. dem Public Switched Telephone Network (Internationales Analogtelefonsystem, PSTN), werden mehrere Anrufe über dasselbe Übertragungsmedium übermittelt. Häufig handelt es sich bei dem im PSTN verwendeten Medium um Kupferkabel. Es können aber auch Glasfaserkabel verwendet werden.

Ein leitungsvermitteltes Netzwerk ist ein Netzwerk, in dem eine dedizierte Verbindung besteht. Eine dedizierte Verbindung ist ein Schaltkreis oder eine Leitung, der/die zwischen zwei Knoten eingerichtet wird, um diesen die Kommunikation untereinander zu ermöglichen. Nachdem ein Anruf zwischen zwei Knoten aufgebaut wurde, kann die Verbindung nur von diesen beiden Knoten verwendet werden. Wenn der Anruf von einem der beiden Knoten beendet wird, wird auch die Verbindung unterbrochen.

In Unternehmen und Organisationen werden unterschiedliche Typen oder Kategorien von Telefonsystemen eingesetzt, u. a. leitungsvermittelte Netzwerke, IP-basierte Netzwerke oder beide. Jeder Typ von Telefonsystem weist besondere Vor- und Nachteile auf, die bei der Planung und Implementierung eines Telefoniesystems berücksichtigt werden sollten.

  • Centrex   Centrex ist ein Telefondienst, den Telefongesellschaften Unternehmen und Organisationen gegen Entgelt zur Verfügung stellen. Wenn sich ein Unternehmen oder eine Organisation für ein konventionelles Centrex-Telefonsystem entscheidet, entfällt der Kauf der Telefoniehardware, die am Standort der Organisation für das Telefonsystem verwendet wird. Üblicherweise werden Centrex-Systeme von kleinen Unternehmen verwendet, die Centrex-Dienste von einer Telefongesellschaft pro Leitung und Monat mieten. Mitunter werden Centrex-Telefoniesysteme auch von größeren Organisationen eingesetzt, am häufigsten finden sie sich jedoch in Behörden, öffentlichen Einrichtungen und privaten Organisationen. Bei Centrex werden für die Verbindungen mit einem Unternehmen oder einer Organisation häufig analoge Telefonleitungen verwendet. Es können jedoch auch T1-Leitungen verwendet werden, wobei vor Ort ein Demultiplexer erforderlich ist, um analoge und digitale Telefone oder ISDN-Leitungen zu unterstützen.

    In einem Centrex-Telefoniesystem fungiert die Zentrale der Telefongesellschaft als Vermittlungsstelle. Centrex ist speziell auf die Anforderungen einer bestimmten Organisation abgestimmt. Die Telefonzentrale leitet die ausgehenden Anrufe, die im Unternehmen getätigt werden, an die entsprechende interne oder externe Telefonnummer weiter. Bei Centrex werden interne Anrufe über die zentrale Vermittlungsstelle der Telefongesellschaft an eine Durchwahl zurückgeleitet. Mit Centrex erkennt die Vermittlungsstelle bzw. die Zentrale der Telefongesellschaft, welche Durchwahlen intern sind. Daher kann ein Mitarbeiter im Telefonienetzwerk einer Organisation einen anderen Mitarbeiter im gleichen Telefonienetzwerk oder Wählplan unter einer vierstelligen Durchwahl erreichen. Wenn eine interne Durchwahl gewählt wird, wird der Anruf an die Zentrale der Telefongesellschaft weitergeleitet und von dort zurück an die Durchwahl geleitet, deren Nummer gewählt wurde.

Eine Variante des herkömmlichen Centrex-Telefoniesystems wird als IP-Centrex bezeichnet. In einem IP-Centrex-Telefonsystem wird ein Anruf über ein IP-Gateway gesendet, das sich in der Zentrale einer Telefongesellschaft oder am Standort eines Dienstanbieters befindet. In einem Telefonsystem dieses Typs übersetzt das IP-Gateway einen Anruf in IP-Datenpakete, die über das Internet oder über ein VoIP-Netzwerk (Voice over IP) gesendet werden können. Ein Anruf, der über das Internet gesendet wird, wird hingegen normalerweise von einem anderen IP-Gateway empfangen, das ihn zurück in einen herkömmlichen leitungsvermittelten Anruf übersetzt.

Organisationen, die derzeit mit einem konventionellen Centrex-Telefonsystem arbeiten, müssen mindestens ein IP-Gateway installieren, bereitstellen und verwalten, um die ordnungsgemäße Funktion von Exchange 2007 Funktion Messaging sicherzustellen. Damit Exchange 2007 Unified Messaging mit IP-Centrex eingesetzt werden kann, müssen u. U. IP-Gateways installiert, bereitgestellt und verwaltet werden. Ob im Einzelfall ein IP-Gateway erforderlich ist, lässt sich anhand verschiedener Variablen ermitteln. Dazu zählen die in der Organisation verwendeten Telefontypen (analog, digital oder IP) sowie die vom IP-Centrex-System unterstützten Protokolle.

  • Bürotelefonanlage   Bei einer Bürotelefonanlage ist die Zentrale der Telefongesellschaft über standardmäßige analoge oder digitale Telefonleitungen mit der Organisation verbunden. Ein einzelne Telefondurchwahl ist mit mehreren Telefonen verbunden, sodass bei einem Anruf, der unter dieser Telefonnummer bei der Organisation eingeht, alle dieser Leitung bzw. Durchwahl zugeordneten Telefone gleichzeitig klingeln.

Bei einer Bürotelefonanlage werden die gleichen Leitungen von mehreren Einzelbenutzern telefonübergreifend genutzt. Aus diesem Grund ist der Anschluss der Organisation nicht fortlaufend besetzt. Bürotelefonanlagen werden üblicherweise von kleinen Unternehmen eingesetzt, in denen das Aufkommen interner Anrufe hoch, das Aufkommen externer Anrufe dagegen gering ist.

Im Laufe der Zeit sind Bürotelefonanlagen immer weiter entwickelt worden, und sie können mit Exchange 2007 Unified Messaging eingesetzt werden, wenn ein IP-Gateway hinzugefügt wird. Allerdings gibt es auch weniger ausgereifte Systeme, die selbst mit einem unterstützten IP-Gateway hierfür nicht verwendet werden können.

  • PBX-Anlage   Eine PBX-Legacyanlage ist ein Telefoniegerät, das als Vermittlungsstelle für Anrufe in einem Telefonie- oder leitungsvermittelten Netzwerk dient. Eine PBX-Legacyanlage ist eine PBX-Anlage, die nicht über eine Netzwerkkarte verfügt und daher keine IP-Pakete vermitteln kann. Da PBX-Legacyanlagen keine IP-Pakete vermitteln können, haben manche Unternehmen und Organisation diese durch IP-PBX-Anlagen ersetzt. Eine Liste der von Exchange 2007 Unified Messaging unterstützten PBX-Anlagen finden Sie unter Telefonieratgeber für Exchange Server 2007.

    PBX-Anlagen werden von den meisten mittleren und größeren Unternehmen verwendet. Eine PBX-Anlage ermöglicht den Benutzern bzw. Teilnehmern der Anlage die gemeinsame Nutzung einer bestimmten Anzahl von "Amtsleitungen" für Telefonanrufe, die von der PBX-Anlage als extern eingestuft werden. Eine PBX-Anlage stellt eine wesentlich kostengünstigere Lösung dar als die Bereitstellung einer dedizierten "Amtsleitung" für jeden Mitarbeiter eines Unternehmens. An eine PBX-Anlage können neben Telefonen auch Faxgeräte, Modems und viele andere Kommunikationsgeräte angeschlossen werden.

    Die physikalische PBX-Anlage wird normalerweise im Gebäude einer Organisation installiert, wo sie dann Anrufe zwischen den Telefonen, die in den Räumlichkeiten des Unternehmens aufgestellt sind, und der Telefongesellschaft verbindet. Normalerweise steht eine begrenzte Anzahl von externen Leitungen, auch als Amts- oder Fernleitungen bekannt, für eingehende und abgehende Anrufe zur Verfügung, die außerhalb des Unternehmens liegen, also von einer externen Quelle wie dem PSTN stammen.

    Wenn Sie eine PBX-Legacyanlage mit Exchange 2007 Unified Messaging verwenden möchten, müssen Sie ein unterstütztes IP-Gateway bereitstellen. Eine Liste der unterstützten IP-Gateways finden Sie unter Telefonieratgeber für Exchange Server 2007.

  • IP-PBX-Anlage   Eine IP-PBX-Anlage ist eine PBX-Anlage, die mit einer Netzwerkkarte ausgestattet ist, die das Internetprotokoll (Internet Protocol, IP) unterstützt. Ein solches Telefonvermittlungsgerät ist normalerweise im Gebäude einer Organisation oder eines Unternehmens untergebracht, nicht bei einer Telefongesellschaft. Es existieren zwei Arten von IP-PBX-Anlagen: konventionelle IP-PBX-Anlagen und IP-PBX-Hybridanlagen. Sowohl konventionelle IP-PBX-Anlagen als auch IP-PBX-Hybridanlagen unterstützen IP zum Übermitteln von Sprachdaten in Paketen an VoIP-Telefone. Allerdings verbinden IP-PBX-Hybridanlagen zusätzlich herkömmliche analoge und digitale Telefone.

    IP-PBX-Anlagen sind häufig einfacher zu verwalten als PBX-Legacyanlagen, weil Administratoren die IP-PBX-Dienste einfach über einen Internetbrowser oder ein anderes IP-basiertes Tool konfigurieren können. Darüber hinaus sind keine zusätzlichen Verdrahtungen erforderlich, und auch das Legen von Kabeln oder das Montieren von Patchpanels (Schaltfeldern) ist überflüssig. Bei einer IP-PBX-Anlage können Sie ein IP-basiertes Telefon ganz einfach räumlich verlegen, indem Sie das Telefon an der einen Stelle ausstecken und an einer anderen Stelle wieder einstecken. So entfallen kostspielige Kundendiensttelefonate, um ein Telefon von Legacy-PBX-Anlagenherstellern zu verlegen. Darüber hinaus entfallen bei Organisationen mit einer IP-PBX-Anlage die zusätzlichen Infrastrukturkosten, die für die Wartung und Verwaltung von getrennten leitungs- und paketvermittelten Netzwerken entstehen. Eine Liste der für Exchange 2007 Unified Messaging unterstützten IP-PBX-Anlagen finden Sie unter Telefonieratgeber für Exchange Server 2007.

Konfigurationen PBX-Legacyanlagen bzw. traditionellen PBX-Anlagen

In Telefonienetzwerken mit PBX-Legacyanlagen bzw. traditionellen PBX-Anlagen hat die PBX-Anlage folgende Aufgaben:

  • Erstellen von Verbindungen zwischen den Telefonapparaten zweier Benutzer

  • Aufrechterhalten der Verbindung, solange die Benutzer diese benötigen

  • Bereitstellen von Informationen für die Abrechnung (z. B. Erfassen der Gesprächsdauer)

Zusätzlich zu den oben genannten drei Funktionen stellt eine PBX-Anlage möglicherweise weitere Anruffunktionen bereit, z. B. die folgenden:

  • Automatische Telefonzentralen

  • Abrechnen von Anrufen

  • Anrufannahme

  • Anrufübergabe

  • Anklopffunktion

  • Konferenzgespräche

  • DID (Direct Inward Dialing, Direktwahl nach innen)

  • DND (Do Not Disturb, Bitte nicht stören)

PBX-Anlagen werden zwar von verschiedenen Herstellern angeboten, doch lassen sie sich in zwei grundlegende Kategorien unterteilen: analog und digital. Diese Typen von PBX-Anlagen werden häufig als PBX-Legacyanlagen oder traditionelle PBX-Anlagen bezeichnet.

Üblicherweise sind PBX-Systeme über spezielle Telefonleitungen, die als T1- und E1-Leitungen bezeichnet werden, mit der Zentrale der Telefongesellschaft verbunden. T1- und E1-Leitungen weisen mehrere Kanäle auf. Diese Telefonleitungen werden auch als Amtsleitungen bezeichnet. Die Zentrale oder die PBX-Anlage kann über dieselbe Amtsleitung mehrere Anrufe gleichzeitig übermitteln, wodurch mit einer vereinfachten Verdrahtung eine höhere Effizienz erzielt wird. Auch mit Analog- oder ISDN-Leitungen kann eine PBX-Anlage eingesetzt werden.

Mit der richtigen Konfiguration der PBX-Anlage können Sie steuern, wie viele Kanäle bzw. Leitungen für den Empfang von externen Anrufen konfiguriert werden und wie viele Kanäle bzw. Leitungen Anrufen vorbehalten sein sollen, die von Benutzern innerhalb der Organisation getätigt werden. Durch die Konfiguration der Anzahl von Kanälen bzw. Leitungen können Sie Besetztsignale vermeiden und festlegen, wie viele Kanäle bzw. Leitungen für Anwendungen wie Callcenter reserviert werden können. Die richtige Konfiguration der PBX-Anlage hilft Ihnen, bei der Verwaltung der Kanäle bzw. Leitungen in der Organisation Kosten zu sparen, denn die Anzahl der benötigten Mietleitungen wird reduziert.

Über eine PBX-Anlage kann ein Anruf unter einer bestimmten angewählten Telefonnummer an ein bestimmtes Telefon weitergeleitet werden, sodass jeder Benutzer eine eigene Telefonnummer oder Durchwahl haben kann. Eine solche Nummer wird als DID-Nummer (Direct Inward Dialing, Direktwahl nach innen) bezeichnet. Wenn die Telefonnummer eines Benutzers gewählt wird, sendet die Telefongesellschaft die DID-Nummer über DNIS (Dialed Number Identification Service, Zielrufnummererkennung) an die PBX-Anlage. Da die Telefongesellschaft zum Übermitteln der Nummer DNIS verwendet, ist keine Telefonvermittlung erforderlich, um den Anruf weiterzuleiten. Die PBX-Anlage verfügt über die Anrufinformationen, die erforderlich sind, um den Anruf an die richtige angewählte Nummer weiterzuleiten. Eine Liste der von Exchange 2007 Unified Messaging unterstützten PBX-Anlagen finden Sie unter Telefonieratgeber für Exchange Server 2007.

Analoge und digitale PBX-Anlagen

Analoge PBX-Anlagen übermitteln Sprach- und Anrufsignalinformationen, z. B. die Wähltöne einer gewählten Telefonnummer, als analoge Audiodaten. Die Audiodaten werden also nie digitalisiert. Damit ein Anruf richtig weitergeleitet werden kann, müssen die PBX-Anlage und die Zentrale der Telefongesellschaft auf die Signalinformationen warten.

Hinweis

Der technische Fachbegriff für die Tonwahl ist DMTF (Dual Tone Multi-Frequency, Mehrfrequenzwahlverfahren). Wenn ein Anrufer eine Taste auf der Telefontastatur drückt, werden zwei verschiedene Töne erzeugt, nämlich einer mit hoher und einer mit niedriger Frequenz. Wenn eine Person in das Telefon spricht, wird nur ein einzelner Ton bzw. eine einzelne Frequenz erzeugt. Dadurch, dass gleichzeitig zwei Töne mit unterschiedlichen Frequenzen übermittelt werden, wird das Risiko verringert, dass die Signaltöne als menschliche Stimme interpretiert werden oder umgekehrt eine menschliche Stimme als Signaltöne interpretiert wird.

Digitale PBX-Anlagen codieren die analogen Audiodaten im digitalen Format, d. h., sie digitalisieren sie. Üblicherweise werden dabei die Sprachdaten mit einem Audiocodec nach dem Industriestandard, z. B. G.711 oder G.729, codiert. Nach dem Codieren werden die digitalisierten Sprachdaten mithilfe der Leitungsvermittlung über einen Kanal übermittelt. Bei der Leitungsvermittlung wird eine offene End-to-End-Verbindung eingerichtet. Durch diese wird der Kanal über die Dauer des Anrufs exklusiv für den Anrufer offen gehalten. Die von der PBX-Anlage jeweils verwendete Signalmethode ist jedoch von Hersteller zu Hersteller verschieden. Unter Umständen verfügen die Hersteller von PBX-Anlagen über proprietäre Signalmethoden für die Anrufeinrichtung. Weitere Informationen zu den verwendeten Audiocodecs finden Sie unter Informationen zu Unified Messaging-Audiocodecs.

Hinweis

Digitale PBX-Anlagen können sowohl digitale als auch analoge Amtsleitungen unterstützen.

In größeren Organisationen ist es mit PBX-Anlagen möglich, dass Mitarbeiter an unterschiedlichen physikalischen Standorten einfach eine Durchwahl wählen, um miteinander in Kontakt zu treten. Dies lässt sich mit einer einzigen PBX-Anlage oder mit mehreren untereinander vernetzten PBX-Anlagen bewerkstelligen. PBX-Anlagen an unterschiedlichen Standorten können über T1- oder E1-Leitungen mit einem einzigen transparenten, leitungsvermittelten Netzwerk verbunden werden. Leitungen, über die PBX-Anlagen miteinander verbunden werden, werden auch als Querverbindungen bezeichnet. Über diese Querverbindungen kommunizieren die PBX-Anlagen mittels eines PBX-zu-PBX-Protokolls wie QSIG miteinander. Mit QSIG kann sich eine Gruppe von PBX-Anlagen wie eine einzige PBX-Anlage verhalten.

In einer PBX-Umgebung dieser Art können auch erweiterte Funktionen bereitgestellt werden, z. B. Anrufübergabe und Konferenzgespräche. Neben der Unterstützung erweiterter Funktionen bieten zwei miteinander verbundene PBX-Anlagen einer Organisation auch die Möglichkeit, Kosten einzusparen, da weniger Gebühren für Ferngespräche zwischen Mitarbeitern an unterschiedlichen Standorten anfallen. Eine Telefongespräch zwischen zwei Mitarbeitern wird nämlich über eine Querverbindung zwischen den PBX-Anlagen geführt, und der Anrufer muss lediglich eine Durchwahl wählen, um den gewünschten Gesprächspartner zu erreichen, statt ein Ferngespräch führen zu müssen.

In der folgenden Abbildung ist ein typisches Telefonie- und Datennetzwerk mit PBX-Legacyanlagen bzw. traditionellen PBX-Anlagen dargestellt.

Konfiguration von PBX-Legacyanlagen bzw. traditionellen PBX-Anlagen

Vorhandene PBX-Konfiguration

In einer Telefonieumgebung mit mindestens einer analogen oder digitalen PBX-Anlage ist ein IP-Gateway zwischen der PBX-Anlage und dem Computer mit Exchange 2007, auf dem die Serverfunktion UnifiedMessaging installiert ist, erforderlich, um die leitungsvermittelten Protokolle eines Telefonienetzwerks in die IP-basierten Protokolle eines Datennetzwerks zu konvertieren. Weitere Informationen zu IP-Gateways finden Sie unter den folgenden Themen:

Eine Liste der für Exchange 2007 Unified Messaging unterstützten IP-Gateways finden Sie unter Telefonieratgeber für Exchange Server 2007.

IP-PBX-Konfigurationen

Eine IP-PBX-Anlage ist eine PBX-Anlage, die das Internetprotokoll (Internet Protocol, IP) unterstützt und Telefone über ein Ethernet- oder paketvermitteltes LAN miteinander verbindet. Sprachdaten werden von einer solchen Anlage in IP- oder Datenpaketen übermittelt. Eine IP-PBX-Anlage kann über mehrere Schnittstellen verfügen. Dazu zählen Schnittstellen für ein Datennetzwerk und Schnittstellen, die eine Verbindung mit einem Telefonie- oder leitungsvermittelten Netzwerk ermöglichen.

Dank der Entwicklung von Echtzeit-Internetprotokollen ist es möglich, Sprach- und Faxnachrichten erfolgreich über ein Datennetzwerk zu übermitteln. Zu diesen Echtzeit-Internetprotokollen zählen die mit Exchange 2007 Unified Messaging verwendeten VoIP-Protokolle, nämlich SIP (Session Initiation Protocol) über TCP (Transmission Control Protocol) für Sprachnachrichten und T.38 für Faxnachrichten. Diese Protokolle haben die erfolgreiche Übermittlung von Sprach- und Faxnachrichten über ein Datennetzwerk möglich gemacht. VoIP-Echtzeitprotokolle sind erforderlich, um Sprachnachrichten über ein paketvermitteltes oder Datennetzwerk zu übermitteln, sodass die Zustellungsreihenfolge und -zeit verwaltet und gesteuert werden kann. Wenn diese Protokolle nicht verwendet würden, um die Zustellungsreihenfolge und -zeit der Datenpakete zu verwalten und zu steuern, würde die menschliche Stimme zerlegt und unzusammenhängend klingen, und Bilder würden unkenntlich. Weitere Informationen zu den in Exchange 2007 Unified Messaging verwendeten VoIP-Protokollen finden Sie unter Grundlagen zu Protokollen, Ports und Diensten in Unified Messaging. Eine Liste der für Exchange 2007 Unified Messaging unterstützten IP-PBX-Anlagen finden Sie unter Telefonieratgeber für Exchange Server 2007.

Hinweis

Exchange 2007 Unified Messaging unterstützt nur SIP über TCP.

Traditionelle IP-PBX-Konfigurationen

Eine standardmäßige oder traditionelle IP-PBX-Anlage enthält mindestens eine Netzwerkschnittelle, über die mittels VoIP-Protokollen eine Verbindung mit einem Datennetzwerk hergestellt wird. Darüber hinaus kann sie weitere Netzwerkschnittstellen oder andere Telefonieschnittstellen umfassen, über die eine Verbindung mit einem vorhandenen Telefonienetzwerk wie dem PSTN hergestellt werden kann. Über die Verbindung mit dem Datennetzwerk ist eine Kommunikation mit anderen VoIP-Hosts im Datennetzwerk mithilfe von IP-Datenpaketen möglich. Zu den VoIP-Hosts zählen andere IP-PBX-Anlagen, VoIP-Telefone, IP-Gateways und Exchange 2007 Unified Messaging-Server. Eine traditionelle IP-PBX-Anlage unterstützt keine analogen oder digitalen Telefone, sondern ausschließlich VoIP-Telefone.

In der folgenden Abbildung ist ein typisches Telefonie- und Datennetzwerk mit einer traditionellen IP-PBX-Anlage dargestellt.

IP-PBX-Konfiguration

IP/PBX-Konfiguration

Da die IP-PBX-Anlage bereits eine Verbindung mit einem Datennetzwerk herstellen und die leitungsvermittelten Protokolle aus dem PSTN in paketvermittelte VoIP-Protokolle konvertieren kann, ist möglicherweise kein IP-Gateway für die Kommunikation mit Unified Messaging-Servern im Datennetzwerk erforderlich.

IP-PBX-Hybridkonfigurationen

IP-PBX-Hybridanlagen können analoge, digitale und VoIP-Funktionen bereitstellen. Wenn auf einer IP-PBX-Anlage die richtigen Schnittstellen installiert sind und die Software, die mehrere Schnittstellentypen unterstützt, korrekt installiert ist, wird die IP-PBX-Anlage als IP-PBX-Hybridanlage erachtet. Mit einer IP-PBX-Hybridanlage kann eine Mischung aus analogen, digitalen und IP-Telefonen verwendet werden.

Die meisten modernen IP-PBX-Anlagen unterstützen und bieten alle drei Typen der Sprachkommunikation. Eine traditionelle IP-PBX-Anlage kann zu einer IP-PBX-Hybridanlage aufgerüstet werden, indem die erforderlichen Schnittstellen und Software- bzw. Firmwareupdates installiert werden.

Dank der Mischung von analogen, digitalen und IP-Telefonen können die Benutzer in der Organisation zahlreiche neue Funktionen nutzen, und die Telefonieumgebung wird erheblich flexibler. Die Verwendung einer IP-PBX-Hybridanlage ermöglicht zudem einen schrittweisen Übergang zu einer vollständig auf VoIP-basierenden Telefonieumgebung und einem vollständig auf VoIP-basierenden Sprachnachrichtensystem in der Organisation.

In der folgenden Abbildung ist ein typisches Telefonie- und Datennetzwerk mit einer IP-PBX-Hybridkonfiguration dargestellt.

IP-PBX-Hybridkonfiguration

IP/PBX-Hybridkonfiguration

Ob für eine Verbindung mit einem Exchange 2007 Unified Messaging-Server ein IP-Gateway erforderlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einer dieser Faktoren ist die Kompatibilität der VoIP-Protokolle, die von der IP-PBX-Anlage oder der IP-PBX-Hybridanlage und von Exchange 2007 Unified Messaging verwendet werden. Wenn kein IP-Gateway erforderlich ist, ist die Telefonieinfrastruktur weniger komplex, und die Unterstützungsanforderungen für Exchange 2007 Unified Messaging sind folglich geringer.

Identifikation des anrufenden oder angerufenen Teilnehmers

Die Identifikation des anrufenden oder angerufenen Teilnehmers ist ein von der Telefongesellschaft bereitgestellter Dienst, dank dessen der angerufene Teilnehmer die Telefonnummer und mitunter auch den Namen des Anrufers erkennen kann sowie weitere Informationen zum Anruf erhält. Diese Informationen werden mithilfe der Anrufsignalisierung über ein serielles Kabel gesendet. Wenn ein Anruf von einer Telefongesellschaft bei einer PBX- oder IP-PBX-Anlage eingeht, enthält dieser Anruf auch Informationen zur Identifikation, z. B. die folgenden:

  • Nummer des anrufenden Teilnehmers

  • Nummer des angerufenen Teilnehmers

  • Statuscodes wie "ring-no-answer" (Klingeln, aber keine Antwort), Zustand der Leitung, Besetzt und CFA (Call forward always, generelle Anrufweiterleitung)

  • Für den Anruf verwendete Leitungs- oder Portnummer

Die Anrufinformationen, die mit einer der weiter unten erläuterten Signalmethoden gesendet werden, werden auch zum Aktivieren der MWI-Funktion (Message Waiting Indicator) verwendet. Exchange 2007 Unified Messaging umfasst keine Unterstützung für die MWI-Funktion. Auf einer der folgenden Websites von Drittanbietern finden Sie jedoch Informationen dazu, wie Sie diese Funktion aktivieren können.

Diese Drittanbieteranwendungen können Exchange 2007 Unified Messaging so erweitern, dass dieses die Funktionen für MWI (Message Waiting Indicator) und SMS-Textnachrichten umfasst.

Hinweis

UNRESOLVED_TOKEN_VAL(exNote3rdPartyURL)

Bei der Telefonie werden Signalinformationen verwendet, um Informationen zwischen den Endpunkten in einem Netzwerk auszutauschen, damit Anrufe eingerichtet, gesteuert und beendet werden können. Exchange 2007 Unified Messaging unterstützt verschiedene Signalmethoden, die von IP-Gateways und IP-PBX-Anlagen verwendet werden. Die jeweils verwendete Signalmethode ist vom verwendeten Gerätetyp und von der von der Telefongesellschaft verwendeten Signalmethode abhängig. Der wichtigste Faktor ist, dass das Gerät, von dem eine Verbindung mit der Telefongesellschaft und dem IP-Gateway oder der IP-PBX-Anlage hergestellt wird, mindestens eine der Signalmethoden unterstützt, die die Übermittlung und den Empfang von Informationen zur Identifikation des anrufenden oder angerufenen Teilnehmers ermöglichen. Weitere Informationen zur Signalkonfiguration für ein unterstütztes IP-Gateway finden Sie auf folgenden Webseiten:

Es können zwar noch weitere Signalmethoden verwendet werden, doch die beiden folgenden sind die beliebtesten Signalmethoden:

  • Simplified Message Desk Interface (SMDI)   SMDI ist ein Protokoll, über das Signale, Anrufsteuerung und Informationen zur Anrufidentifikation von einer Schnittstelle zwischen einem Telefonsystem und einem Voicemailsystem bereitgestellt werden. Dieses Protokoll stellt dem Voicemailsystem die Informationen zur Verfügung, die zum Verarbeiten eines eingehenden Anrufs erforderlich sind. Wann immer ein eingehender Anruf mittels SMDI über eine serielle oder RS-232-Schnittstelle gesendet wird, werden in den gesendeten Informationen die Leitung oder der Port, der Anruftyp und die Nummer des anrufenden oder angerufenen Teilnehmers angegeben. Über das SMDI-Kabel wird ein Gerät wie eine PBX-Anlage mit einem seriellen Anschluss am IP-Gateway verbunden. Allerdings wird SMDI auch mit IP-PBX-Anlagen eingesetzt. Das SMDI-Protokoll unterstützt pro Nummer eines anrufenden und angerufenen Teilnehmers maximal 10 Ziffern. Diese Einschränkung ist im Protokoll festgelegt und kann nicht geändert werden.

  • In-Band   Durch In-Band-Signale wird die Vermittlung von Signalen, Anrufsteuerung und Informationen zur Anrufidentifikation von einer Telefongesellschaft möglich. Diese Informationen werden über den gleichen Kanal und im gleichen Band (300 Hz bis 3,4 kHz) wie Sprache und andere Audiodaten eines Anrufs übermittelt. Wenn z. B. ein Benutzer einen Anruf mit dem DTMF- bzw. Tonwahlverfahren tätigt und mit dem angerufenen Teilnehmer spricht, wird für die Tonwahl- und Sprachdaten der gleiche Kanal und das gleiche Band verwendet. In-Band-Signale bieten weniger Sicherheit, da die Steuerungssignale dem Benutzer offen gelegt werden. Zudem ist diese Signalmethode weniger beliebt als SMDI. In-Band-Signale gelten nur für CAS (Channel Associated Signaling).

    Wichtig

    Alle Kunden, die eine Bereitstellung von Exchange 2007 Unified Messaging planen, sollten einen Unified Messaging-Spezialisten zu Rate ziehen. Ein Unified Messaging-Spezialist unterstützt Sie beim problemlosen Übergang von einem Legacy-Voicemailsystem zu Exchange 2007 Unified Messaging. Für die Ausführung einer neuen Bereitstellung oder Aktualisierung eines Legacy-Voicemailsystems sind umfassende Kenntnisse von PBX-Anlagen und Exchange 2007 Unified Messaging erforderlich. Weitere Informationen zur Kontaktaufnahme mit einem Unified Messaging-Spezialisten finden Sie auf der Microsoft Exchange Server 2007 Unified Messaging (UM) Specialists-Website.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu anderen Telefoniekonzepten finden Sie unter Telefoniekonzepte und -komponenten - Übersicht.