Flexibilität der verlorenen Protokolle und Aktivität des Transaktionsprotokolls in Exchange 2007

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2009-01-14

In diesem Thema werden die Flexibilität der verlorenen Protokolle (Lost Log Resilience, LLR) sowie eine Begleitfunktion namens Protokollvorlauf erläutert. Diese Funktionen wurden mit der RTM-Version von Microsoft Exchange Server 2007 eingeführt. Das Verhalten dieser Funktionen wurde in Exchange 2007 Service Pack 1 (SP1) geändert. Diese Funktionen sind auf allen Postfachservern vorhanden. Das Verhalten dieser Funktionen ist jedoch von der Konfiguration des Postfachservers und der installierten Version von Exchange 2007 abhängig.

Flexibilität der verlorenen Protokolle (Lost Log Resilience, LLR)

In Exchange 2007 ermöglicht eine interne Komponente von ESE (Extensible Storage Engine) namens "Flexibilität der verlorenen Protokolle" (Lost Log Resilience, LLR) die Wiederherstellung von Exchange-Datenbanken, auch wenn mindestens eine der kürzlich generierten Transaktionsprotokolldateien verloren gegangen ist oder beschädigt wurde. Standardmäßig ist Flexibilität der verlorenen Protokolle (Lost Log Resilience, LLR) auf allen Exchange 2007-Postfachservern aktiviert. LLR ermöglicht, dass eine Postfachdatenbank selbst dann bereitgestellt werden kann, wenn kürzlich generierte Protokolldateien nicht verfügbar sind. Eine Ursache für nicht verfügbare Protokolldateien kann zum Beispiel ein Failover mit Datenverlusten in einer fortlaufenden Clusterreplikationsumgebung (Cluster Continuous Replication, CCR) sein - auch als "ungeplanter Ausfall" bekannt. Weitere Informationen zu verlustbehafteten Failovervorgängen finden Sie unter Geplante und ungeplante Ausfälle. Ausführliche Informationen zum Wiederherstellen einer Datenbank mit fehlenden Protokolldateien finden Sie unter Eseutil /R - Wiederherstellungsmodus

Hinweis

In einer fortlaufenden Replikationsumgebung ist LLR nur für die aktuelle Kopie einer Datenbank aktiviert. LLR wird nicht von der passiven Kopie verwendet, weil passive Datenbanken immer so aktuell wie möglich gehalten werden.

Bei den Schreibvorgängen für Exchange-Daten wird stets in der Reihenfolge Speicher, Protokolldatei, Datenbankdatei vorgegangen. LLR bewirkt, dass Schreibvorgänge in die Datenbank verzögert werden, bis die angegebene Anzahl von Protokollgenerierungen erstellt wurde. LLR verzögert die jüngsten Aktualisierungen der Datenbank um einen kurzen Zeitraum. Die Dauer des Verzögerungszeitraums für die Schreibvorgänge ist davon abhängig, wie schnell Protokolle generiert werden.

Im Falle eines Failovers kann die passive Kopie der Datenbanken vom Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst automatisch bereitgestellt werden, wenn die Anzahl verlorener Protokolle niedriger als die vom Administrator konfigurierte zulässige Anzahl ist. Der Administrator legt die maximale Anzahl von Protokollen, die verloren gehen dürfen, bevor die Datenbank bei einem Failover nicht mehr bereitgestellt werden kann, mithilfe des Parameters AutoDatabaseMountDial fest. Dieser Parameter, der im Active Directory-Verzeichnisdienst durch ein Exchange-Attribut namens msExchDataLossForAutoDatabaseMount dargestellt wird, besitzt drei Werte: Verlustfrei, GuteVerfügbarkeit und BesteVerfügbarkeit. "Verlustfrei" bedeutet 0 verlorene Protokolle, "GuteVerfügbarkeit" 3 verlorene Protokolle und "BesteVerfügbarkeit" (Standardeinstellung) 6 verlorene Protokolle. Ausführliche Anweisungen zum Konfigurieren dieser Werte finden Sie unter Optimieren der Einstellungen für Failover und Bereitstellen für die fortlaufende Clusterreplikation. Wenn Sie das System für Gute Verfügbarkeit oder Beste Verfügbarkeit konfigurieren, verwenden Sie keine Leerzeichen (z. B. "GuteVerfügbarkeit" oder "BesteVerfügbarkeit").

Transaktionsprotokollvorlauf

Ein Mechanismus namens Protokollvorlauf wird zur weiteren Minimierung des Datenverlusts eingesetzt. Der Protokollvorlauf wird ausgeführt, indem die aktuelle Transaktionsprotokolldatei regelmäßig geschlossen wird und die nächste Generierung erstellt wird. Dieser Mechanismus unterstützt LLR und wiederum CCR, um Datenverluste zu verringern, die sich aus verlorenen Protokolldateien primär nach einem Failover mit Datenverlusten ergeben.

Wichtig

Der Protokollvorlaufmechanismus generiert keine Transaktionsprotokolle, wenn keine Benutzeraktivität oder weitere Datenbankaktivität vorliegt. Tatsächlich ist der Protokollverlauf darauf ausgelegt, dass er nur zum Einsatz kommt, wenn ein teilweise gefülltes Protokoll vorhanden ist.

Den Protokollvorlauf für ein Protokoll durchführen bedeutet, dass die aktuelle Protokolldatei (Exx.log) geschlossen wird und eine neue Transaktionsprotokolldatei generiert wird, auch wenn die aktuelle Protokolldatei nicht voll ist. Weitere Informationen zur Transaktionsprotokollierung finden Sie unter Informationen zur Transaktionsprotokollierung.

Das Protokollverlaufverhalten basiert auf dem Wert der LLR-Tiefe. In einer CCR-Umgebung, die Exchange 2007 RTM ausführt, ist die LLR-Tiefe ein numerischer Wert gleich "1" zuzüglich der akzeptablen Anzahl verlorener Protokolle gemäß der Angabe im Wert des Parameters AutoDatabaseMountDial. Wenn der Wert des Parameters AutoDatabaseMountDial beispielsweise "6" ist, ist der Wert der LLR-Tiefe bei Konfiguration des Systems für Beste Verfügbarkeit "7".

In einer CCR-Umgebung, die Exchange 2007 SP1 ausführt, ist die LLR-Tiefe mit einem Wert von "10" fest codiert. Hierbei spielt der Wert des Parameters AutoDatabaseMountDial keine Rolle.

Sowohl in Exchange 2007 RTM als auch in SP1 ist die LLR-Tiefe für alle Postfachserver, die sich in keiner CCR-Umgebung befinden (z. B. eigenständige Postfachserver mit oder ohne LCR und Einzelkopiecluster), mit einem Wert von "1" fest codiert.

Der Protokollverlauf tritt auf, nachdem das System für eine berechnete Dauer im Leerlauf gewesen ist. Dieser Zeitraum für das Auftreten des Protokollverlaufs wird vom System anhand der folgenden Formel berechnet:

[15 (Minuten) ÷ Wert der LLR-Tiefe] = Häufigkeit der Protokollverlaufsaktivität (in Minuten)

Sie können dann 1.440 (die Anzahl der Minuten eines Tags) durch die Häufigkeit der Protokollverlaufsaktivität dividieren, um die maximale Anzahl der Protokolldateien zu ermitteln, die als Folge von Protokollverlaufsaktivitäten täglich pro Speichergruppe generiert werden.

In CCR-Umgebungen, die Exchange 2007 SP1 ausführen, besitzt die LLR-Tiefe den Wert 10. Somit tritt die Protokollverlaufsaktivität alle 1,5 Minuten auf, und die maximale Anzahl täglich pro Speichergruppe generierter Protokolldateien als Folge von Protokollverlaufsaktivitäten ist 960.

Größe des Protokollvorlaufs

Damit sich in einer Speichergruppe ein Protokollvorlauf von erheblicher Größe entwickelt, müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein:

  • Die Speichergruppe muss über eine Postfachdatenbank verfügen.

  • Für die Speichergruppe muss eine geringfügige Benutzeraktivität vorliegen, die Transaktionsprotokolle erstellt.

  • Die Speichergruppe muss über mindestens ein Postfach verfügen, an dem sich ein Prozess oder eine Anwendung häufig anmeldet.

Die maximale Anzahl von Protokolldateien, die jeden Tag für eine Speichergruppe im Leerlauf generiert wird, ist von der Konfiguration des Postfachservers abhängig. Die maximale Anzahl von Protokolldateien pro Speichergruppe im Leerlauf für jede Postfachserverkonfiguration wird in der folgenden Tabelle aufgeführt.

Maximale Anzahl von Protokolldateien pro Speichergruppe im Leerlauf für jede Exchange 2007 RTM-Postfachserverkonfiguration

Postfachserverkonfiguration Maximale Anzahl an Transaktionsprotokolldateien, die pro Tag von einer Speichergruppe im Leerlauf generiert werden
  • Eigenständig (mit und ohne LCR)

  • Einzelkopiecluster

  • CCR mit Verfügbarkeit "Verlustfrei"

96

CCR mit "GuteVerfügbarkeit"

384

CCR mit "BesteVerfügbarkeit"

672

Maximale Anzahl von Protokolldateien pro Speichergruppe im Leerlauf für jede Exchange 2007 SP1-Postfachserverkonfiguration

Postfachserverkonfiguration Maximale Anzahl von Transaktionsprotokolldateien, die pro Tag von einer Speichergruppe im Leerlauf generiert werden
  • Eigenständig (mit und ohne LCR)

  • Einzelkopiecluster

96

CCR mit Verlustfrei, Gute Verfügbarkeit und Beste Verfügbarkeit.

960

Postfachserver erstellen im Allgemeinen aufgrund von Benutzeraktivität, Onlinewartung und anderen Faktoren mehr Transaktionsprotokolle, als der Wert in der vorangehenden Tabelle angibt.